Jeder Kontinent zeichnet sich durch Traditionen und Brauchtümer aus. Ob Asien, Europa, Nordamerika, Südamerika, Afrika, Australien und Ozeanien oder Antarktika – jeder Erdteil besitzt typische Riten und Bräuche, welche die Lebensabschnitte ihrer Bewohner begleiten. Auch die Eheschließung ist mit besonderen Gepflogenheiten verbunden – einige davon erscheinen außerhalb des betroffenen Kulturkreises ziemlich kurios.
Asien
“Mukonage” in Matsunoyama
Der japanische “Bräutigamweitwurf” existiert seit 300 Jahren. Unabhängig vom Hochzeitsdatum wirft die Braut ihren Bräutigam stets im Januar einen steilen Hang hinunter, denn so wird der Fall in dieser schneereichen Bergregion etwas gebremst.
Bettokkupation in China und in Thailand
Hier folgt die Hochzeitsgesellschaft dem frisch getrauten Ehepaar bis ins Schlafzimmer. In Thailand legt sich vor dem Brautpaar das älteste Ehepaar ins Bett, das Lager wird anschließend für drei Tage und Nächte mit Sesam, Reis, einem Steinstößel, mit Münzen und mit einer Schüssel voller Regenwasser bestückt.
Kamm und Kirche auf den Philippinen
Auf den Philippinen ist Heiraten eine haarige Angelegenheit. Vor der Hochzeit werden dem Brautpaar vor der Kirche öffentlich die Haare gekämmt.
Europa
“Leap Day” und “Honeymoon” in Irland
Eine irische Tradition bei der Hochzeitsanbahnung findet immer am 29. Februar statt. Am s. g. “Leap-Day” dürfen die Frauen den Männern einen Heiratsantrag machen. Ist das Hochzeitsfest vorüber, gebietet ein irischer Brauch den frischgebackenen Eheleuten, einen Monat lang Met zu trinken. Dieser Monat voller Honigwein brachte den Flitterwochen den Namen „Honeymoon“ ein.
„Farbzwang“ in Schottland und Schweden
Egal ob Kleid, der Kilt oder das Gemüse auf der Hochzeitstafel – die Farbe Grün ist bei einer schottischen Hochzeit ein absolutes No-Go, denn die Doane Shi – die schottischen Elfen – zürnen, wenn Sterbliche ihre Farbe tragen.
Ein rotes Kleid bei einer schwedischen Hochzeit erzürnt möglicherweise die Braut. Trägt es ein weiblicher Hochzeitsgast bedeutet das, dass diese Dame Sex mit dem Bräutigam hatte.
“Knus og Kys” in Dänemark
“Einander stets zur Seite stehen” heißt es im Königreich schon während der Hochzeitsfeier – verlässt die Braut oder der Bräutigam den Saal, darf der oder die Alleingelassene von allen weiblichen beziehungsweise männlichen Gästen umarmt und geküsst werden.
Amerika
“gag order” der Navajos
Nach der Eheschließung erhält der Ehemann Sprechverbot mit seiner Schwiegermutter, um Gründe für Ehestreitigkeiten zu vermeiden.
“kissing ban” in Massachusetts
In Massachusetts wird kirchlich getraut, jedoch entfällt der Kuss des Brautpaares vor der Kirche. Schuld daran ist ein Gesetz, welches in Boston das Küssen vor einer Kirche offiziell verbietet.
Lebensbaum für die Ehe auf den Bermudas
Auf den Bermudas bekommt der Begriff “pflanzliche Lebensmittel” beim Heiraten eine ganz neue Bedeutung: Aus der Hochzeitstorte wachsen kleine, lebende Bäumchen, die später als “Lebenbaum für die Ehe” im gemeinsamen Garten gepflanzt werden sollen.
“Muschelbläser” auf Hawaii
Während dieses unüberhörbaren Rituals, welches die Ankunft der Braut ankündigt, dreht sich der Seemuschel-Bläser in alle vier Himmelsrichtungen, welche als “Orten des Glücks” bezeichnet werden.
Afrika
“Moussem d’Imilchil” in Marokko
Marokkanische Eheversprechen werden den vom Vater gewählten Partnern oder Partnerinnen gegeben. Bei der Berber-Gruppierung Ait Haddidou herrschen allerdings andere Sitten. Hier wird ein jährlicher Heiratsmarkt abgehalten, bei dem heiratswillige Frauen – gekennzeichnet durch spitze, blaue Hauben – ihre Ehemänner selbst aussuchen dürfen. Geheiratet wird kollektiv und direkt vor Ort. Die verschleierte Braut wird auf einem Esel auf den Festplatz geführt und der Standesbeamte stempelt die Urkunden direkt unter freiem Himmel.
“Milch und Mist” bei den Massai
Zu den Hochzeitsbräuchen der Massai zählt nicht nur ein Fruchtbarkeitsritual bei dem die Braut von ihrem Vater mit Milch angespuckt wird. Die zukünftige Ehefrau muss sich zusätzlich von den weiblichen Verwandten des Mannes beleidigen und mit Kuhdung beschmieren lassen.
“Schuh-Leidenschaft” bei den Berbern
Beim Volk der Tuareg steht einer der Hochzeitsbräuche unter dem Motto “All you need is love… and a new pair of shoes”. Ist der zukünftige Ehemann nämlich nicht selbst ein Cousin der Braut, so muss er diese ihrem Cousin abkaufen – die Währung für den Brautpreis ist ungewöhnlich: Für die Braut wird mit Sandalen bezahlt.
Australien und Ozeanien
“Pokarekare ana” in Neuseeland
Die Hochzeitszeremonie bei den Maori wird vom “Pokarekare ana” – dem berühmten Liebeslied des indigenen Volkes – begleitet und mit einem “Hongi” (Nasenkuss) beendet. Traditionell darf die Schwester der Braut nichts davon miterleben. Sie ist bei der Hochzeitsfeier nicht eingeladen. Die Maori glauben nämlich, dass sich die schwesterliche Anwesenheit negativ auf die Fruchtbarkeit der Braut auswirkt.